Dienstag, 12. September 2023

Day 10: Worthing - Dieppe

(English version below)

Die Nacht  
War noch wie ein schweres Tuch
Über die Schlafenden gespannt,  
als ich mich heute morgen aufgemacht habe.  
 
Hier und da
Hat die aufgehende Sonne
Schon Löcher in die dunkle Wolkendecke gerissen,  
aber der Himmel war träge
und so hat es gedauert
bis der Tag licht wurde. 

Ich bin in den Morgen geradelt,  
50km bis zur Fähre, 
erst über Stock und Stein und Felder
und dann  
wurde es ruhiger um mich,  
die Straße wurde eben,
die Luft wurde salzig,  
der Blick wurde weit,  
ein leises Rauschen  
hat sich eingestellt
und da war es:  
Das Meer.  

Fast schien mir,  
als würden auch die Wellen  
noch schlafen.  


Ich wäre gern
In diesem Frieden
Bis zu Fähre geradelt.  
 
Ich war gut in der Zeit,  
habe noch überlegt,  
unterwegs für einen Kaffee zu halten,  
da wurde das Treten schwerer,  
ich kam immer langsamer voran,  
die Zeit wurde knapper
und dann
war bei jeder Kante
ein dumpfer Schlag  
zu hören und zu spüren.  
 
Kein Morgenfrieden mehr –  
Ein platter Reifen,  
ausgerechnet auf dem Weg zur Fähre.  
 

 

Blick aufs Handy: noch 10km,  
einige Hügel vor mir,  
Check in bei der Fähre in 30min.  
 
Also:  
Reifen notdürftig aufgepumpt
Und weitergestrampelt.  
Ich hatte nicht die Nerven und nicht die Zeit,  
jetzt ein Loch zu suchen  
oder einen Schlauch zu tauschen.  
 
Mit Ach und Krach
Bei der Fähre angekommen,
die letzten Kilometer
auf der Felge gefahren,  
ich reihe mich bei der Passkontrolle ein. 

Zur Fähre will ich schieben,  
der Hafenmitarbeiter sagt:  
Fahren oder nicht mitkommen,  
als Fußgänger ist es zwischen Autos zu gefährlich.
 
Da steigt ein Wohnwagenfahrer aus und sagt:  
Ich habe alles dabei
und ich bin früher mit dem Rad
über die Alpen gefahren.
Das schaffen wir in 5 Minuten.  

Zwei andere Fahrradfahrer kommen dazu,
Alle sind interessiert,  
was das denn für ein komisches deutsches Ventil ist
und schneller als bei der Formel 1 im Boxenstopp
ist der Schlauch gewechselt  
und im Handumdrehen  
ist mein Rad wieder fahrbereit.  

Und wieder denke ich
wie großartig und hilfsbereit
können Menschen eigentlich sein. 
 

Dann: Fähre,  
viel Kaffee und endlich ein Frühstück,  
aus dem Fenster aufs Meer gucken,  
draußen vom Wind durchpusten lassen,  
ankommen. Frankreich.  


In Dieppe bin ich so damit beschäftigt,  
wieder auf der rechten Seite zu fahren,  
dass ich erstmal den falschen Berg hochfahre.  
 
Eigentlich will ich mir die Stadt angucken,  
aber alles ist laut und voll und hektisch
und ich denke mir:  
Genug Abenteuer für heute.
 
Zelt, Telefonieren,  
waschen, Abendessen, Ruhe.  
 
So endet der Tag,  
wie er begonnen hat: Friedlich
und wird schließlich zur wolkigen Nacht,  
die wie ein schweres, schützendes Tuch  
Über die Schlafenden gespannt ist.  

**********

The night  
Was still like a heavy blanket
laid over the sleeping,  
when I got up this morning.  

Here and there
The rising sun
Already tore holes in the dark cloud cover,  
but the sky was sluggish
and so it took a while
until the day became light.  

I cycled into the morning,  
50km to the ferry, 
first over hill and dale and fields
and then  
it became quieter around me,  
the road became flat,
the air became salty,  
the view became wide,  
a soft murmur  
set in
and there it was:  
The sea. 

It almost seemed  
as if the waves  
were still asleep.  

I would have been glad
to stay in this peace
All the way to the ferry.  


I was well on time,  
I thought about stopping for coffee..,  
but
then the pedalling got harder,  
I was going slower and slower,  
time was running out.
and then
at every edge
a dull thud  
could be heard and felt.  
 
No more morning peace -  
A flat tyre,  
on the way to the ferry.  
I checked my phone: 10km to go,  
some hills ahead of me,  
Check in at the ferry in 30 minutes.  

So:  
I pumped up the tyre
and pedalled on.  
I didn't have the nerve or the time 
to look for a hole  
or change an inner tube.  

Just in time I
Arrived at the ferry,
I rode the last few kilometres
on the rim. 

Exhausted I queue up 
at the passport control.
As I want to push to the ferry,  

the dock worker says:  
Drive or don't come,  
"It's too dangerous for pedestrians between cars."
 
There a caravan driver gets out and says:  
I have everything with me
and I used to cycle

across the Alps.
We can do it in five minutes.  

Two other cyclists join him,
They're all interested,  
what kind of weird German valve it is
and the tube is changed
faster than in a Formula 1 pit stop.
My bike is ready to ride again.  
 

And again I think
how great and helpful
people can be.
 
Then: ferry,  
lots of coffee and finally breakfast,  
looking out the window at the sea,  
let the wind blow through my hair outside,  
Arriving in France. 


In Dieppe I am so busy with
cycling on the right-hand side  
that I go up the wrong hill.  

Actually, I want to have a look at the town,  
but everything is noisy and crowded and hectic.
and I think to myself:  
Enough adventure for today.


Tent, phone-calls, 
laundry, dinner, rest.  

 And so the day ends,  
as it began: Peacefull
and it finally turns into a cloudy night,  
that lays like a heavy, protective blanket
over those who sleep.




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